Was sind also Affenpocken und welche Schutzmaßnahmen müssen laut RKI als Pflegekraft dann ergriffen werden.
Nachdem wir uns die letzten 2 Jahre schon gut mit Isolationsmaßnahmen auskennen und diese mittlerweile ja ruckzuck an- und ablegen können schauen wir uns die Hygienemaßnahmen bei de Affenpocken mal an was uns das RKI dazu an Informationen gibt.
Aber vorher klären wir erst mal was genau diese Affenpocken sind:
Was sind Affenpocken
Affenpocken sind eine seltene, vermutlich vor allem von Nagetieren auf den Menschen übertragene Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch-zu-Mensch sind nach aktuellen Erkenntnissen selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt. Affenpocken werden ausgelöst durch das Affenpockenvirus Orthopoxvirus simiae (auch Monkeypox virus, MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus. Das Virus ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren (Variola, Smallpox) und den ebenfalls als Zoonose bekannten Kuhpockenviren.
Wie werden Affenpocken übertragen
Zur Übertragung vom Tier auf den Menschen in Endemiegebieten kann es durch Kontakte zu infizierten Tieren (Bisse, Se- und Exkrete, enger Umgang, Tierkörper bei der Jagd, Kontakt zu Material, das mit Viren kontaminiert ist) und durch den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch infizierter Tiere kommen.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, den typischen Hautveränderungen (z.B. Bläscheninhalt, Schorf) der Affenpocken-Infizierten auftreten. Es ist derzeit nicht sicher, ob Affenpocken durch direkte sexuelle Übertragungswege (z. B. durch Sperma oder Vaginalsekret) verbreitet werden können, aber direkter Hautkontakt mit Läsionen während sexueller Aktivitäten kann das Virus verbreiten. Besonders hohe Viruskonzentrationen befinden sich in den typischen Pockenläsionen (Hautveränderungen). Eine Übertragung ist bereits bei Auftreten noch unspezifischer Symptome (wie z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen) noch vor Auftreten der Hautläsionen bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich (siehe "Welche Symptome verursachen Affenpocken, wie schwer verlaufen die Erkrankungen?"). Auch über Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Gegenstände wie Essgeschirr, die durch den Kontakt mit einer infizierten Person mit dem Virus kontaminiert wurden, können andere sich infizieren. Geschwüre, Läsionen oder Wunden im Mund können ebenfalls ansteckend sein, d. h. das Virus kann dann auch über den Speichel solcher Infizierten übertragen werden.
Die Eintrittspforte sind häufig kleinste Hautverletzungen sowie alle Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus), möglicherweise auch der Respirationstrakt. Es sind auch Übertragungen bei Schwangeren über die Plazenta auf den Fötus oder von infizierten Eltern auf Kinder während oder nach der Geburt durch Hautkontakt beschrieben worden.
Infizierte sind ansteckend, solange sie Symptome haben (in der Regel zwei bis vier Wochen lang). Menschen, die in engem Kontakt mit einer ansteckenden Person stehen, wie z. B. Sexualpartner und Haushaltsmitglieder, ggf. Angehörige des Gesundheitswesens, sind daher einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt und können Kontaktpersonen sein. Obwohl die Übertragbarkeit eher beschränkt ist, kann es zu einer begrenzten Ausbreitung kommen.
Wie verläuft die Infektion mit Affenpocken
Etwa 1 bis 3 Tage nach Einsetzen der ersten Symptome (Fieber, Kopf-, Gelenk-, Muskelschmerzen) entwickelt sich ein Ausschlag. Der Ausschlag ist nach etwa 21 Tagen nach Infektion durchstanden und durchläuft mehrere Stadien:
Flecken ohne Erhebung: Der Ausschlag beginnt meist im Gesicht oder im Genitalbereich und breitet sich binnen 24 Stunden auf andere Körperteile wie Arme und Beine, Hände und Füße, einschließlich Handflächen und Fußsohlen aus.
Papeln: Die Flecken beginnen sich zu erhöhten Knötchen zu entwickeln.
Vesikel: Nach etwa vier bis fünf Tagen füllen sich die betroffenen Bläschen mit klarer Flüssigkeit.
Pusteln: Nach etwa sechs Tagen sind die Bläschen stark erhöht und mit einer undurchsichtigen, gelblichen Flüssigkeit gefüllt.
Schorf: Die Pusteln verkrusten und es bildet sich Schorf, der nach etwa einer Woche abfällt.
Pflegerische Maßnahmen
Hintergrund
Nach dem derzeitigen Informationsstand sind aktuell humane Infektionen durch das Affenpockenvirus (monkeypox virus, MPX) in einigen Regionen der Welt einschließlich mehreren europäischen Ländern aufgetreten. Die Daten belegen eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung unter bestimmten Bedingungen. Die Übertragung von MPX von Mensch zu Mensch erfolgt in der Regel durch engen Haut- bzw. Schleimhautkontakt mit infektiösem Material aus den Hautläsionen einer infizierten Person, sowie – seltener – durch respiratorische Tröpfchen/Sekrete z.B. bei längerem Kontakt von Angesicht zu Angesicht oder durch kontaminierte Gegenstände und Oberflächen. Bei diesem Erreger ist besonders zu beachten, dass Partikel des Affenpockenvirus eingebettet in Sekreten bzw. getrocknet an Hautschuppen bzw. Schorfpartikeln für längere Zeiträume infektiös sein können, was eine sorgfältige und umfassende Reinigung und Desinfektion der Patientenumgebung bzw. der Oberflächen notwendig macht.
Die hier aufgeführten Empfehlungen basieren auf den grundsätzlichen Überlegungen zu Transmissionswegen unter Berücksichtigung der Eigenschaften des Erregers (nach aktuellem Kenntnisstand), wie sie auch in der KRINKO-Empfehlung "Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten" dargestellt sind.
Aus den möglichen Übertragungswegen des Affenpockenvirus beim Menschen ergeben sich folgende Empfehlungen für das Gesundheitswesen, um die Ausbreitung in Einrichtungen des Gesundheitswesens möglichst zu vermeiden.
Grundsätzlich sollen beim Umgang mit Erkrankten selbstverständlich alle Maßnahmen der Basishygiene eingehalten werden. Die wichtigsten Aspekte bei Affenpocken werden im Abschnitt A dargestellt. Im Abschnitt B werden die speziellen Maßnahmen beschrieben, die bei Verdacht auf oder Nachweis der Infektion bzw. Erkrankung zusätzlich zu den Maßnahmen der Basishygiene gezielt ergriffen werden sollen. Abschnitt C gibt Orientierung für das Management von Verdachtsfällen im ambulanten Setting.
A) Basishygiene
Konsequente Umsetzung der Händehygiene gemäß KRINKO-Empfehlung:
Händedesinfektion mit einem Desinfektionsmittel mit nachgewiesener, mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit.
Verwendung von medizinischen Einmalhandschuhen unter Beachtung der Indikationen zum Handschuhwechsel.
B) spezifische Maßnahmen im klinischen Bereich
Räumliche Unterbringung
Einzelunterbringung in einem Isolierzimmer mit eigener Nasszelle und möglichst mit Vorraum zum Ablegen der PSA.
Persönliche Schutzausrüstung
patientenbezogene Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) bestehend aus Schutzkittel, Einweghandschuhen, mindestens dicht anliegender MNS bzw. Atemschutzmaske sowie Schutzbrille und Haube. Bei der direkten Versorgung von Patienten mit bestätigter oder vermuteter Affenpockeninfektion müssen gemäß den Arbeitsschutzvorgaben mindestens FFP2-Masken getragen werden (Biostoffverordnung in Verbindung mit der Technischen Regel für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA 250)).
PSA vor Betreten des Patientenzimmers anlegen und vor Verlassen des Zimmers / des Vorraums dort belassen bzw. in einem geschlossenen Behältnis entsorgen (siehe TRBA 250 sowie Richtlinie der LAGA).
Bei der täglichen Reinigung und Desinfektion und auch bei der Schlussdesinfektion des Zimmers ist PSA durch das Reinigungspersonal zu tragen.
Desinfektion und Reinigung
Flächendesinfektion mit einem Desinfektionsmittel mit nachgewiesener, mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit durchführen. Mittel mit erweitertem Wirkbereich gegen Viren mit dem Wirkbereichen "begrenzt viruzid PLUS" oder "viruzid" können ebenfalls verwendet werden. Geeignete Mittel enthalten die Liste der vom RKI geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren (RKI-Liste) und die Desinfektionsmittel-Liste des Verbundes für Angewandte Hygiene (VAH-Liste). Bei behördlich angeordneten Desinfektionsmaßnahmen ist die RKI-Liste heranzuziehen.
Die lange Persistenz des Affenpockenvirus auf Oberflächen, insbesondere wenn eingebettet in Hautschuppen, welche aufgewirbelt werden können, setzt eine besondere Sorgfalt hinsichtlich der Reinigung und Desinfektion voraus. Auf die Einhaltung der Einwirkzeit der Desinfektion ist besonders zu achten. Eine Aufwirbelung infektiöser Partikel, z.B. beim Bettenmachen, sollte vermieden werden.
Tägliche sorgfältige desinfizierende Flächenreinigung insbesondere der patientennahen (Handkontakt-) Flächen (z.B. Nachttisch, Nassbereich, Türgriffe) mit einem Flächendesinfektionsmittel mit nachgewiesener, mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit (s. oben).
Bei Bedarf sind die Desinfektionsmaßnahmen auf weitere kontaminationsgefährdete bzw. kontaminierte Flächen auszudehnen.
Die Schlussdesinfektion erfolgt ebenfalls mit mindestens begrenzt viruziden Mitteln gemäß der Empfehlung "Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen".
Alle Medizinprodukte mit direktem Kontakt zum Patienten (z.B. EKG-Elektroden, Stethoskope, etc.) sind patientenbezogen zu verwenden und müssen nach Gebrauch desinfiziert werden. Bei Transport in einem geschlossenen, außen desinfizierten Behälter ist eine zentrale Aufbereitung möglich. Thermische Desinfektionsverfahren sollten wann immer möglich bevorzugt angewendet werden. Ist dies nicht möglich, sollen Desinfektionsmittel mit nachgewiesener, mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit (s. oben) verwendet werden. Siehe für die weitere Aufbereitung auch: KRINKO-BfArM-Empfehlung "Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten".
Geschirr kann in einem geschlossenen Behältnis zur Spülmaschine transportiert und wie im Krankenhaus üblich gereinigt werden.
Wäsche/Textilien sollten nicht geschüttelt oder auf eine Art und Weise gehandhabt werden, die infektiöse Partikel, z.B. Haut- oder Schorfpartikel aufwirbeln kann. Möglicherweise infektiöse Wäsche (z.B. Bettwäsche, Handtücher oder Kleidungsstücke) sollten in einem Beutel gesammelt und dieser verschlossen werden, bevor sie einem desinfizierenden viruziden Wäschedesinfektionsverfahrens gemäß RKI-Liste (Wirkungsbereich AB) oder VAH-Liste zugeführt werden.
Für Betten und Matratzen werden wischdesinfizierbare Überzüge empfohlen.
Abfall
Die Grundlage für die Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des Gesundheitswesens stellen die Äußerungen in der Richtlinie der LAGA Nr. 18 dar.
Bei der Behandlung von an Affenpocken erkrankter Personen in Kliniken kan regelhaft Abfall anfallen, der unter Abfallschlüsselnummer ASN 18 01 03* (UN-Nummer 3291) deklariert und entsprechend zu entsorgen ist.
So mein Fazit:
Löwenmigräne oder Nashornschnupfen als Nächstes?
Ach so und ich bin für eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für Tierpfleger und Tierärzte.
Außerdem bin ich sehr froh, dass wir einen Tierarzt haben, der das RKI auch schon seit Jahren leitet!
Bleibt gesund und passt auf Euch auf
Eure Schwester Eva
Das könnte Euch auch interessieren:
Zum Nachlesen und Bildnachweis:
https://de.wikipedia.org/wiki/Affenpocken
Comments