Dekubitusrisiko Skalen: Vor- und Nachteile (Braden- Norton, Waterlow)
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Dekubitusrisiko Skalen: Vor- und Nachteile (Braden- Norton, Waterlow)




Dekubitus, auch bekannt als Druckgeschwür oder Wundliegen, ist eine schmerzhafte und potenziell schwerwiegende Komplikation, die bei immobilen oder bettlägerigen Patienten auftreten kann. Es handelt sich um Schäden an der Haut und dem darunterliegenden Gewebe, die durch lang anhaltenden Druck, Reibung und Feuchtigkeit verursacht werden. Um das Risiko der Entwicklung von Dekubitus zu reduzieren, ist eine frühzeitige Identifizierung gefährdeter Patienten von entscheidender Bedeutung.


Hier kommen Dekubitusrisikoskalen ins Spiel. Diese bewährten Instrumente helfen Pflegefachkräften, das individuelle Risiko eines Patienten für die Entwicklung eines Dekubitus zu bewerten. In diesem Blogartikel werden wir uns auf drei der bekanntesten und am häufigsten verwendeten Dekubitusrisikoskalen konzentrieren: die Norton-Skala, die Braden-Skala und die Waterlow-Skala.


Wir werden uns eingehend mit jeder Skala befassen, ihre Bewertungskriterien, Anwendungsbereiche und Vor- und Nachteile untersuchen. Dies soll Pflegefachkräften eine fundierte Kenntnis über diese Skalen vermitteln und ihnen dabei helfen, das individuelle Dekubitusrisiko ihrer Patienten genauer einzuschätzen.





Sicherlich besagt der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege, dass die Nutzung von Risikoskalen nicht mehr zwingend notwendig ist. Allerdings wird auf Seite 67 explizit erwähnt, dass Risikoskalen dennoch eine unterstützende Wirkung haben. An dieser Stelle dürfen wir nicht vergessen, dass ein strukturiertes Assessment regelmäßig durchgeführt werden muss. Hierbei eignen sich die Skalen nach wie vor hervorragend, da sie dabei helfen, wichtige Risikofaktoren zu identifizieren und das Dekubitusrisiko präziser einzuschätzen.


Die Skalen ermöglichen es Pflegefachkräften, systematisch und umfassend den Zustand des Patienten zu bewerten. Sie dienen als Leitfaden, um relevante Informationen zu sammeln und zu dokumentieren, sodass eine fundierte Entscheidungsfindung möglich ist. Durch die regelmäßige Anwendung der Skalen wird sichergestellt, dass kein Risikofaktor übersehen wird und angemessene präventive Maßnahmen ergriffen werden können.





Obwohl der Expertenstandard betont, dass eine ganzheitliche Einschätzung des Patienten von großer Bedeutung ist, sollten wir die unterstützende Rolle der Skalen nicht unterschätzen. Sie bieten eine strukturierte Methode, um das Dekubitusrisiko objektiv zu bewerten und ermöglichen eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Laufe der Zeit. Auf diese Weise können Pflegefachkräfte Trends erkennen und gezielte Maßnahmen zur Prävention ableiten und ich kann aus eigener Erfahrung nur allen wirklich ans Herz legen, die Skalen weiterhin zu benutzen, da Sie auch so immer auf der juristisch sicheren Seite sind und damit ein einfaches und schnelles Werkzeug zur Hand haben.


Eine solide Dekubitusrisikobewertung ist der erste Schritt zur Prävention von Druckgeschwüren und zur Einleitung geeigneter Maßnahmen. Lassen Sie uns nun einen genaueren Blick auf die Norton-, Braden- und Waterlow-Skala werfen und herausfinden, wie sie Ihnen dabei helfen können, die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Patienten zu schützen.


Vergleich und Auswahl der geeigneten Skala:


Bei der Bewertung des Dekubitusrisikos stehen Pflegefachkräfte oft vor der Herausforderung, die am besten geeignete Skala für den jeweiligen Kontext auszuwählen. Um Ihnen bei dieser Entscheidung zu helfen, werden wir nun die Norton-, Braden- und Waterlow-Skala gegenüberstellen und verschiedene Aspekte vergleichen.


1. Bewertungskriterien:


  • Norton-Skala: Berücksichtigt die allgemeine körperliche Verfassung, geistige Verfassung, Aktivität, Mobilität und Inkontinenz.

  • Braden-Skala: Enthält Kategorien wie Wahrnehmung, Aktivität, Mobilität, Feuchtigkeit, Ernährung und Reibung/Druck.

  • Waterlow-Skala: Bezieht Gewicht, Hautzustand, Alter, Mobilität, Ernährung und Kontinenz in die Bewertung ein.


2. Anwendbarkeit:


  • Norton-Skala: Geeignet für eine breite Palette von Patienten, besonders nützlich bei älteren Menschen.

  • Braden-Skala: Kann bei verschiedenen Patientengruppen angewendet werden, darunter auch Kinder und Neugeborene.

  • Waterlow-Skala: Häufig bei bettlägerigen Patienten, älteren Menschen und solchen mit erhöhtem Dekubitusrisiko aufgrund von spezifischen Faktoren wie Untergewicht oder Inkontinenz verwendet.


3. Genauigkeit:


  • Norton-Skala: Relativ einfache Bewertung, aber möglicherweise nicht so genau bei der Vorhersage des Dekubitusrisikos wie andere Skalen.

  • Braden-Skala: Gut etablierte Skala mit nachgewiesener Genauigkeit bei der Vorhersage des Dekubitusrisikos.

  • Waterlow-Skala: Umfassende Skala, die mehrere Risikofaktoren berücksichtigt, aber ihre Genauigkeit kann je nach Kontext variieren.





Bei der Auswahl der geeigneten Skala für den jeweiligen Kontext sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:


  • Patientenpopulation: Berücksichtigen Sie das Alter, den Gesundheitszustand und die spezifischen Risikofaktoren der Patienten.

  • Klinische Praxis: Überlegen Sie, welche Skala gut in Ihre bestehenden Pflegeprotokolle und -verfahren integriert werden kann.

  • Verfügbarkeit von Ressourcen: Berücksichtigen Sie die Verfügbarkeit von Schulungsmaterialien, Tools und Schulungen für die gewählte Skala.

Interessante Erkenntnisse lieferte eine wichtige Studie, die in einer Intensivstation (ICU) durchgeführt wurde und die Genauigkeit der verschiedenen Skalen verglich. Die Studie mit dem Titel "Vergleich der Genauigkeit der Braden- und Waterlow-Skalen zur Einschätzung des Dekubitusrisikos in der Intensivstation" zeigt in dieser spannenden Querschnittsstudie aus dem Jahr 2019, dass insgesamt 186 Patienten untersucht wurden, die in den ICUs der renommierten Tohid- und Kowsar-Lehrkrankenhäuser in Sanandaj, Iran, hospitalisiert waren. Das Ziel der Studie war es, die Genauigkeit der Braden- und Waterlow-Skalen bei der Vorhersage des Dekubitusrisikos in der Intensivstation zu vergleichen. Den Artikel können Sie sich hier kostenlos downloaden bei Interesse:




Für einen Zeitraum von 15 aufeinanderfolgenden Tagen setzten zwei erfahrene und speziell geschulte Krankenschwestern gleichzeitig die Braden- und Waterlow-Skala zur täglichen Beurteilung des Dekubitusrisikos ein. Die Ergebnisse waren äußerst aufschlussreich: Bei einem Grenzwert von 18 erzielte die Braden-Skala eine bemerkenswerte Sensitivität von 97% und eine Spezifität von 34,5%. Die Waterlow-Skala erreichte bei einem Grenzwert von 10 eine hohe Sensitivität von 95% und eine Spezifität von 28,5%.


Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Braden-Skala im Vergleich zur Waterlow-Skala eine leicht bessere Vorhersagegenauigkeit für das Dekubitusrisiko für die Intensivstationen aufweist. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für Pflegefachkräfte, die nach einer zuverlässigen und effektiven Methode zur Dekubitusrisikobewertung suchen.


Durch die Integration dieser wertvollen Forschungsergebnisse in unseren Entscheidungsprozess können wir fundierte Entscheidungen treffen und die passende Skala auswählen, um das individuelle Dekubitusrisiko unserer Patienten besser einschätzen zu können. Denken Sie jedoch daran, dass die Wahl der Skala auch von weiteren Faktoren wie dem Patientenprofil und den verfügbaren Ressourcen abhängt.





Mit dieser neuen Erkenntnis werden Sie in der Lage sein, eine informierte Entscheidung zu treffen und die geeignete Skala auszuwählen, um die präventiven Maßnahmen für Ihre Patienten zu optimieren.


Was bedeutet das jetzt für Ihren Pflegealltag?

Es ist wichtig anzumerken, dass alle drei Skalen als nützliche Werkzeuge zur Dekubitusrisikobewertung dienen können. Die Wahl der geeigneten Skala sollte auf einer fundierten Bewertung der individuellen Bedürfnisse und Kontextfaktoren basieren.


Am besten ist es, die Skala auszuwählen, die am besten zu Ihrer klinischen Praxis passt und Ihnen dabei hilft, eine präzise Risikoeinschätzung vorzunehmen. Konsultieren Sie bei Unsicherheiten oder Fragen immer medizinisches Fachpersonal oder Experten auf dem Gebiet der Dekubitusprävention.


Durch eine sorgfältige Abwägung der Bewertungskriterien, Anwendbarkeit und Genauigkeit können Pflegefachkräfte die bestmögliche Wahl treffen und damit einen wichtigen Beitrag zur Dekubitusprävention leisten.

Auf meiner Website biete ich Ihnen ein spannendes Angebot! Sie können die Skalen im Shop völlig kostenlos herunterladen und erhalten zusätzlich eine informative Präsentation zu den verschiedenen Dekubitusrisikoskalen. Ich möchte sicherstellen, dass Sie bestens informiert sind und die richtige Skala für Ihre Einrichtung auswählen können.




Aber das ist noch nicht alles! Sie haben auch die Möglichkeit, ein Coaching zu buchen. Gemeinsam können wir die beste Skala für Ihre Einrichtung ermitteln und sicherstellen, dass das Dekubitusrisiko regelmäßig eingeschätzt wird. Dadurch erfüllen Sie nicht nur die Richtlinien des Medizinischen Dienstes (MD), sondern auch die Expertenstandards. Ihr Ziel ist es, die bestmögliche Pflege und Prävention für Ihre Patienten zu gewährleisten, und wir stehen Ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite.



Wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung bei der Umsetzung der Dokumentation benötigen, zögern Sie bitte nicht, mich jederzeit zu kontaktieren. Ich bin immer für Sie da und stehe Ihnen gerne zur Verfügung. Gemeinsam werden wir sicherstellen, dass Sie die beste Dekubitusrisikobewertung für Ihre Patienten erreichen. Lassen Sie uns dieses Ziel gemeinsam anpacken und umsetzen!


Also bleibt gesund und munter


Eure


Schwester Eva


- Pflegeexpertin -



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