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Dekubitusprophylaxe: Evidenzbasierte Maßnahmen und Hilfsmittel

Autorenbild: Schwester Eva - PflegeexpertinSchwester Eva - Pflegeexpertin


Einleitung


Dekubitus stellt eine bedeutende Herausforderung in der Pflege dar und ist ein Indikator für die Qualität der Versorgung. Die Prävalenz von Druckgeschwüren hängt von verschiedenen Faktoren wie Mobilität, Hautintegrität und Pflegeinterventionen ab. Der Artikel "Unter Druck – Mögliche Maßnahmen und Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe" (Thieme Verlag, Ausgabe 33, Juli 2018) beschreibt praxisnahe Strategien zur Dekubitusprävention. Dieser Beitrag führt die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Artikel zusammen und bietet eine praxisnahe Perspektive für Pflegefachkräfte.


Pathophysiologie und Risikofaktoren


Dekubitus entsteht durch eine Kombination aus Druck, Scherkräften und Feuchtigkeit, die zu einer lokalen Minderdurchblutung (Ischämie) und schließlich zum Gewebeuntergang führt. Risikofaktoren umfassen (Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege, 2017, S. 64)


  • Eingeschränkte Eigenbewegung

  • Sensorische Defizite

  • Ernährungsmangel

  • Höheres Lebensalter

  • Hautmazeration durch Feuchtigkeit (z. B. Inkontinenz)


Evidenzbasierte Prophylaxemaßnahmen


1. Mobilisation und Eigenbewegung


Die Förderung der Eigenbewegung ist die wichtigste Maßnahme zur Dekubitusprophylaxe. Pflegefachkräfte sollten individuelle Bewegungsmuster identifizieren und unterstützen. Wichtige Interventionen sind:


  • Regelmäßige Positionswechsel alle 2 bis 5 Stunden nach Hautintegrität

  • Integration von Mobilitätsübungen in den Tagesablauf

  • Einsatz von Hilfsmitteln zur Bewegungsunterstützung

  • Motivation durch Anreize, etwa soziale Interaktion oder Therapieangebote


2. Positionswechsel und Lagerung


Falls eine Eigenbewegung nicht ausreicht, müssen Positionswechsel durch Pflegekräfte erfolgen. Wichtige Methoden:


  • 30°- oder 40°-Seitenlagerung zur Druckentlastung der Sakralregion

  • Rückenlage im Wechsel mit Seitenlagen

  • 135°-Position bei speziellen Indikationen

  • Vermeidung der 90°-Lagerung, da diese Druck auf Trochanter major erzeugt

  • Hochlagerung der Fersen, um Druck auf die Achillessehne zu vermeiden


Die Auswahl der geeigneten Lagerung sollte individuell erfolgen und regelmäßig evaluiert werden.


3. Einsatz von Dekubitusprophylaxe-Hilfsmitteln


Geeignete Hilfsmittel


  • Weichlagerungssysteme: Viskoelastische Matratzen, Fluidgel-Matratzen

  • Wechseldrucksysteme: Dynamische Matratzen mit elektronischer Druckverlagerung

  • Freilagerungshilfen: Keilkissen, Fersenfreilagerungskissen

  • Sitzkissen mit Druckentlastung


Ungeeignete und umstrittene Hilfsmittel


Luft- oder wassergefüllte Handschuhe (ungeeignet zur Druckentlastung)

Schaffelle, deren Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist

Schaumstoffringe (Sitzring oder Donut), die hohen Druck an ihren Rändern erzeugen


4. Mikroklimamanagement: Feuchtigkeits- und Temperaturkontrolle


Ein feuchtes Hautmilieu erhöht das Risiko für Hautläsionen. Folgende Maßnahmen unterstützen eine gesunde Hautintegrität:


  • Verwendung atmungsaktiver Bett- und Inkontinenzbezuge

  • Low-Air-Loss-Systeme, die die Hauttemperatur regulieren

  • Regelmäßiger Wechsel feuchter Kleidung und Bettlaken

  • Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden, nicht reizenden Produkten


5. Ernährungsunterstützung


Mangelernährung ist ein wesentlicher Risikofaktor für Dekubitus. Eine protein- und kalorienreiche Kost ist essenziell:


  • Ausreichende Proteinversorgung (mindestens 1,2-1,5 g/kg Körpergewicht) --> Achtung bei Niereninsuffizienz!

  • Versorgung mit essenziellen Fettsäuren zur Hautgesundheit

  • Vitamin- und Mineralstoffsupplementation bei Mangelzuständen


Evidenzbasierte Empfehlungen


Die Expertenempfehlungen aus dem Artikel (Thieme Verlag, Ausgabe 33, Juli 2018) basieren auf den internationalen Leitlinien (EPUAP/NPUAP 2014) und beinhalten:


  • Individuelle Risikoanalyse mit standardisierten Assessment-Instrumenten

  • Kombination mehrerer Prophylaxemaßnahmen anstelle einzelner Interventionen

  • Aufklärung und Schulung des Pflegepersonals zu Dekubitusrisiken

  • Regelmäßige Evaluation und Dokumentation der Maßnahmen


Fazit


Dekubitusprophylaxe ist eine interdisziplinäre Aufgabe, die gezielte Pflegeinterventionen erfordert. Die Kombination aus Mobilisation, Positionswechsel, Hilfsmitteln und Mikroklimamanagement hat sich als besonders wirksam erwiesen. Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Artikel zeigen, dass ein evidenzbasierter Ansatz in der Pflegepraxis essenziell ist, um Dekubitus effektiv zu verhindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.


GLG


Eure Schwester Eva









Literaturangaben:


1. Schröder G., Kottner J. (Hrsg.): Dekubitus und Dekubitusprophylaxe. Bern: Hans Huber; 2012. Dieses Buch behandelt umfassend die Themen Dekubitus und dessen Prävention. citeturn0search0


2. Haesler E. (Hrsg.): Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide. Osborne Park, Australien: Cambridge Media; 2014. Diese Leitlinie wurde von internationalen Fachgremien entwickelt und bietet evidenzbasierte Empfehlungen zur Prävention und Behandlung von Druckgeschwüren.


3. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg.): Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege*. 2. Aktualisierung 2017. Osnabrück: Selbstverlag. Dieser Expertenstandard bietet aktuelle Empfehlungen zur Dekubitusprävention in der Pflegepraxis.


4. Strupeit S., Bauernfeind G.: "Bewegung fördern, Druck entlasten." Die Schwester/Der Pfleger 2016; 12: 26–29. Dieser Artikel diskutiert die Bedeutung von Bewegungsförderung und Druckentlastung in der Dekubitusprophylaxe.


5. Bauernfeind G., Strupeit S.: Dekubitusprophylaxe und -behandlung. Praxisleitfaden zum Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege. Stuttgart: Kohlhammer; 2015. Dieses Buch dient als Leitfaden für die praktische Umsetzung des Expertenstandards zur Dekubitusprävention.


Bildnachweis: Canva Pro Lizenz und ChatGPT



 
 

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