Wann muss eine Dekubitusrisikoeinschätzung erfolgen?
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Wann muss eine Dekubitusrisikoeinschätzung erfolgen?



Dekubitus Hautinspektion
Dekubitusrisikoeinschätzung



In diesem Artikel beleuchten wir den Ablauf, wann und wie eine Dekubitusrisikoeinschätzung im Pflegealltag erfolgen sollte.


Die Aufnahme eines Patienten in eine Pflegeeinrichtung ist ein vielschichtiger Prozess, der sowohl organisatorische als auch pflegerische Aspekte umfasst. Dieser Vorgang ist entscheidend für eine erfolgreiche Pflegebeziehung und die Einleitung adäquater Pflegemaßnahmen.


Schritt-für-Schritt-Ablauf:


Ankunft des Patienten: Der Prozess beginnt mit der Ankunft des Patienten in der Einrichtung. Dies ist oft ein emotionaler Moment für den Patienten und seine Angehörigen, daher ist ein einfühlsamer Empfang wichtig.


Räumliche Unterbringung: Der Patient wird in sein Zimmer gebracht. Die räumliche Orientierung und das Kennenlernen der Einrichtung sind wichtige Schritte, um dem Patienten das Einleben zu erleichtern.


Erfassung der Personalien: Zu Beginn werden grundlegende Personalien des Patienten aufgenommen. Dazu gehören Name, Geburtsdatum, Kontaktdaten und wichtige Informationen zu Angehörigen oder gesetzlichen Betreuern.


Medizinische Dokumentation: Die medizinische Vorgeschichte des Patienten wird detailliert erfasst. Dies umfasst frühere Erkrankungen, aktuelle Medikation, bekannte Allergien und frühere Krankenhausaufenthalte oder Pflegeerfahrungen.


Erstgespräch und Anamnese per SIS: Ein ausführliches Erstgespräch mit dem Patienten und gegebenenfalls mit den Angehörigen ist essenziell. Hier werden aktuelle Beschwerden, der Grund für die Aufnahme und spezielle Bedürfnisse oder Wünsche besprochen. Mehr zur SIS lesen.


Detaillierter Ablauf des Bodychecks:


Vorbereitung: Vor Beginn des Bodychecks wird sichergestellt, dass die Privatsphäre des Patienten gewahrt bleibt und dass er sich wohl und sicher fühlt. Eine klare Kommunikation über den Ablauf und Zweck des Bodychecks ist wichtig, um Ängste oder Unsicherheiten zu minimieren.


Sichtprüfung: Der Bodycheck beginnt mit einer visuellen Inspektion der Haut. Gesucht wird nach Rötungen, Druckstellen, Wunden, Schwellungen oder anderen Auffälligkeiten.


Tastuntersuchung: Nach der Sichtprüfung folgt die Tastuntersuchung. Hierbei werden Bereiche, die bei der Sichtprüfung auffällig waren, genauer untersucht. Zusätzlich wird auf die Beschaffenheit der Haut, auf Schmerzreaktionen und auf die Temperatur der Haut geachtet.


Bewegungsüberprüfung: Der Bodycheck umfasst auch die Überprüfung der Beweglichkeit und der Gelenke. Dies hilft, eventuelle Einschränkungen oder Schmerzpunkte zu identifizieren.


Erfassung weiterer körperlicher Merkmale: Neben der Haut und Beweglichkeit werden auch andere Körperteile und -funktionen überprüft, wie Atmung, Herzfrequenz und etwaige Anzeichen von Dehydrierung oder Mangelernährung.


Dokumentation des Bodychecks:


Sorgfältige Aufzeichnung: Jeder Befund wird detailliert dokumentiert. Dies umfasst sowohl die Ergebnisse der Sicht- und Tastuntersuchung als auch allgemeine Beobachtungen zum physischen Zustand des Patienten. Bei vorhandenem Dekubitus sollte ein Fingertest mindestens zwei mal täglich erfolgen und das Ergebnis notiert werden.


Verwendung von Dokumentationssystemen: Moderne Pflegeeinrichtungen nutzen oft elektronische Dokumentationssysteme, die eine genaue und effiziente Erfassung der Daten ermöglichen. In manchen Einrichtungen wird noch mit Papierdokumentation gearbeitet.


Nachdem der Bodycheck abgeschlossen ist und alle relevanten Informationen über den Patienten im Rahmen der strukturierten Informationssammlung (SIS) erfasst wurden, folgt der nächste entscheidende Schritt in der Patientenaufnahme: die differenzierte Risikoeinschätzung.


Nutzung der SIS:


Zusammenführung der Informationen: Die während des Bodychecks und in der SIS erfassten Daten werden zusammengeführt, um ein ganzheitliches Bild des Patienten und seines Gesundheitszustands zu erhalten. Anschließend wird überlegt, ob Risiken für die einzelnen pflegerischen Probleme vorliegen und diese werden dann in der Risikomatrix der SIS angekreuzt. Wenn auch nur ein Risikofaktor vorliegt, muss zwingend eine differenzierte Einschätzung des Risikos erfolgen und das muss sich auch in der Risikomatrix entsprechend wiederfinden bzw. angekreuzt werden.



Identifikation von Risikofaktoren:


Nach der Sammlung umfassender Informationen über den Patienten, einschließlich der Daten aus dem Bodycheck und der strukturierten Informationssammlung (SIS), beginnt die Identifikation spezifischer Risikofaktoren für Dekubitus. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem Immobilität, vorhandene Hautprobleme, der Ernährungszustand, das Alter des Patienten sowie relevante Vorerkrankungen. Jeder dieser Faktoren kann das Risiko für die Entwicklung eines Dekubitus erhöhen und muss daher sorgfältig bewertet werden.





Durchführung der Risikoeinschätzung:


Anschließend führen Sie eine Risikoeinschätzung durch. Gemäß dem aktuellen Expertenstandard ist die Verwendung einer spezifischen Skala für die Dekubitusrisikoeinschätzung nicht mehr zwingend erforderlich. Trotzdem empfiehlt es sich, eine solche Skala zu nutzen, um sicherzustellen, dass kein wichtiger Risikofaktor übersehen wird. Dies ermöglicht eine weiterhin standardisierte und systematische Einschätzung des Dekubitusrisikos.



Wichtige Überlegungen für die Risikoeinschätzung:


Es ist wichtig zu verstehen, dass die erste Risikoeinschätzung für Dekubitus nicht perfekt sein muss und auch nicht sein kann. Viele Faktoren, die das Risiko beeinflussen, werden möglicherweise erst im Laufe der Zeit sichtbar. Daher sollten Sie diese erste Einschätzung als einen Ausgangspunkt betrachten, der wichtige Anhaltspunkte liefert, aber nicht als abschließendes Urteil, denn Pflege ist immer eine dynamischer Prozess.


Nach einer gewissen Zeit in der Pflegeeinrichtung, und insbesondere wenn sich der Gesundheitszustand des Patienten ändert, führen Sie eine weitere Einschätzung durch. Diese regelmäßigen Überprüfungen sind entscheidend, da sich die Bedingungen und Bedürfnisse des Patienten verändern können. Sie ermöglichen es Ihnen, den Pflegeplan kontinuierlich anzupassen und so auf neue Risiken oder Veränderungen im Zustand des Patienten effektiv zu reagieren.


Durch diese fortlaufende Beobachtung und Anpassung der Pflege können Sie sicherstellen, dass die Pflegemaßnahmen immer auf dem neuesten Stand sind und optimal auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.


Zusammenfassung und Schlussbetrachtung:


In diesem Artikel haben wir den umfassenden Prozess der Risikoeinschätzung für Dekubitus bei der Aufnahme von Patienten in eine Pflegeeinrichtung beleuchtet. Von der ersten Identifikation von Risikofaktoren über den detaillierten Bodycheck bis hin zur differenzierten Risikoeinschätzung ist jeder Schritt entscheidend, um eine fundierte Basis für die Pflegeplanung zu schaffen.


Es ist wichtig zu erkennen, dass die Pflege ein dynamischer Prozess ist. Die erste Risikoeinschätzung bildet zwar eine wichtige Grundlage, sie ist jedoch nur der Beginn einer fortlaufenden Beobachtung und Anpassung der Pflegemaßnahmen. Regelmäßige Überprüfungen und die Bereitschaft, den Pflegeplan an veränderte Bedingungen anzupassen, sind essentiell, um die bestmögliche Pflege zu gewährleisten.


Ich hoffe, dass dieser Artikel wertvolle Einblicke und Hilfestellungen bietet, um die Herausforderungen der Dekubitusprävention erfolgreich zu meistern. Die Pflege ist eine Kunst und Wissenschaft zugleich – sie erfordert Empathie, Aufmerksamkeit und Fachwissen, um jedem Patienten die bestmögliche Betreuung zukommen zu lassen.


Also bleibt gesund und munter


Eure Schwester Eva

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