Wie entsteht ein Dekubitus? Wie kann man das Wundliegen verhindern?
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Wie entsteht ein Dekubitus? Wie kann man das Wundliegen verhindern?


Das Thema "Dekubitus" (Link: Dekubitus) ist nach wie vor besonders ein Thema in der Altenpflege bzw. Pflege allgemein, das Pflegefachkräfte, Mediziner, Pflegewissenschaftler und pflegende Angehörige gleichermaßen beschäftigt. Dabei kann das Wundliegen (Dekubitus) mit gezielten pflegerischen Maßnahmen und speziellen Hilfsmitteln therapiert und oft sogar verhindert werden.


Das Wundliegen eines Patienten, der Dekubitus, ist in der pflegerisch-medizinischen Versorgung immer noch ein großes Problem. Das beweisen die Zahlen aus verschiedenen veröffentlichten Studien. Danach haben Stichproben ergeben, dass ca. 13 % aller im Krankenhaus behandelten Patienten ein oder mehrere Druckgeschwüre verschiedener Schweregrade davontragen. Im Bereich der älteren und alten Patienten steigt diese Zahl sprunghaft auf bis zu 30% und mehr an, da diese Patientengruppe besonders gefährdet ist.


Auf Grund der Definition ist klar, dass es sich beim Dekubitus um ein Geschehen handelt, das auf Grund von Druck und Scherkräften entsteht. Die Hauptursache für die Entstehung eines Dekubitus ist somit die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit eines Patienten. Dadurch ist es ihm nicht möglich, den Druck, der durch die Belastung des Sitzens oder Liegens innerhalb einer gewissen Zeit entsteht, durch Ausgleichsbewegungen zu verlagern. Sehen Sie auch mal hier für weitere Infomationen nach!


Es ist nicht genau definiert in welchem Zeitraum ein Dekubitus entstehen kann. Die Literatur spricht von „länger andauerndem Druck“ was bedeutet, dass der Druck über mehrere Minuten bis Stunden auf das Gewebe einwirkt, ehe ein Dekubitalgeschwür auftritt.




Natürlich spielen weitere Rahmenbedingungen eine Rolle, ob es zur Entstehung eines Dekubitus kommt oder nicht und wenn ja, in welchem Ausmaß. Entscheidend sind hierbei die Beschaffenheit der Auflagefläche (Matratze, Stuhl, etc.), die Dauer der Druckeinwirkung sowie die Risikofaktoren, die der Betroffene in sich trägt (Körperbau und -gewicht, betroffene Hautstelle, Grunderkrankungen, Mobilität, ...) Generell muss man sagen, dass Muskelgewebe und Muskelzellen wesentlich empfindlicher auf Druck reagieren als Hautzellen. Falls das ganze hier zu kurz sein sollte ist das hier ein super Buch um das Ganze einfach und schnell verstehen zu können.




Die Dekubitusexperten identifizieren zwei Mechanismen, die für die Entstehung eines Dekubitus hauptverantwortlich sind. Beide sind nicht getrennt voneinander zu betrachten, sondern verstärken sich höchstwahrscheinlich gegenseitig.


1. Direkter Deformationsschaden


Wirkt Druck auf das (Muskel-) Gewebe über einen gewissen Zeitraum, verformen sich die Zellen und gehen in der Folge zu Grunde (Nekrose). Ist der Druck sehr hoch, entstehen diese Defekte bereits nach wenigen Minuten.


2. Komprimierung von Blut- und Lymphgefäßen:


Wirkt Druck auf das weiche Gewebe, werden die Gefäße, die es versorgen, komprimiert. Dies führt zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie zu einem fehlenden Abtransport der anfallenden Stoffwechselprodukte.Nach Entfernen des Drucks und damit der Wiederdurchblutung können durch Übersäuerung des Gewebes lokale Entzündungen auftreten. Allerdings ist bei diesem Entstehungsmechanismus die Zeitspanne bis zu einem Defekt relativ lang.

Auf Grund dieser Ausführungen kann man davon ausgehen, dass sich Dekubitalgeschwüre meist in der Muskulatur entwickeln, da die Muskelzellen sehr anfällig auf Druck reagieren. Man spricht von einer tiefen Gewebeschädigung. Das Gewebe darüber kann intakt sein.



Kleinere Gewebeschädigungen können vom Körper wieder resorbiert werden und somit abheilen, kommen aber viele Risikofaktoren zusammen und findet keine Druckentlastung statt, so kann sich der Befund zu tiefen, großflächigen Dekubitalgeschwüren unklarer Tiefe entwickeln.




Schauen Sie sich unter diesem Link den Expertenstandard an: Expertenstandard Dekubitus in der Pflege DNQP.

Untersuchungen haben ergeben, dass neben dem Druck auch Scherkräfte bei der Entstehung eines Dekubitus in bedeutendem Maße mitwirken. Unter Scherung wird im pflegerisch-medizinischen Sprachgebrauch die Ver­schie­bung der verschiedenen Hautschichten gegeneinander verstanden. Sie ergibt sich beim Umdrehen, Ziehen und Lagern des Patienten. Die Scherung bewirkt eine Verdrillung der Blutgefäße und unterbindet damit ebenfalls die Blutzirkulation. Gerade bei älteren Menschen können durch Scherkräfte ganze Hautschichten voneinander getrennt werden. Dafür verantwortlich sind die Hautveränderungen dieser Altersgruppe.


Ein gutes Buch zum Thema kann ich Ihnen hier wie folgt ans Herz legen:


Die Haut älterer Personen erfährt eine Abnahme des Wassergehalts und einen Elastizitätsverlust. Sie wird schlaffer, das Unterhautfettgewebe wird zunehmend weniger. Durch die nachlassende Aktivität der Talgdrüsen trocknet die Altershaut vermehrt aus. Diese Besonderheiten der Altershaut führen zu einer insgesamt größeren Verletzlichkeit bei gleichzeitig verlangsamter Wundheilung. Aus diesen speziellen Gründen ist es wichtig, gerade auf die Haut älterer Patienten ein besonderes Augenmerk zu richten und sie mit großer Sorgfalt zu behandeln.

  • Muskelgewebe und -zellen sind für beide Wirkmechanismen wesentlich anfälliger als die Haut.

  • kleinere Gewebeschädigungen und Nekrosen können vom Körper unter Druckentlastung resorbiert werden, führen also nicht zwangsläufig zu schwerwiegenden Befunden


Entstehungsorte - Wo entsteht ein Dekubitus ?


Ein Dekubitus entsteht bevorzugt an Körperstellen, die sich

  • a) durch Knochenvorsprünge und

  • b) geringe Abpolsterung durch Muskel- und Fettgewebe auszeichnen.

Am häufigsten treten Druckgeschwüre in der Steißregion, an den großen Rollhügeln (Trochanteren) und an den Fersen auf. Aber auch die Ohren, der Hinterkopf, Schulterblätter und Zehen können betroffen sein.



Als besonders dekubitus gefährdet gelten Patienten mit Querschnittlähmung und Kontraindikation zur Umlagerung. Ein Diabetes mellitus begünstigt durch Polyneuropathie, Mikro- und Makrozirkulations- störung und reduzierte Immunabwehr die Entwicklung von Dekubitalgeschwürden. Skalen zur Einschätzung einer Dekubitusgefährdung helfen, das Risiko zu erkennen und zeitgerecht die erforderliche Prophylaxe einzuleiten. Allerdings entbinden diese zumeist vom Pflegepersonal geführten Skalen den Arzt nicht davon, den gefährdeten Patienten selbst in Augenschein zu nehmen.


Die Braden - Skala zur Einschätzung des Dekubitus - Risikos können Sie sich hier gratis downloaden:

Braden - Skala
.pdf
Download PDF • 72KB

Einfache Prophylaxemaßnahmen bestehen in der Vermeidung einer umschriebenen Druckbelastung über einen längeren Zeitraum, der frühzeitigen Mobilisation, sorgfältigen Hautpflege der Prädilektionsstellen und Verhindern von Feuchtig- keit an der Haut und von Reibung und Scherkräften. Ist eine Mobilisation nicht möglich, muss eine regelmäßige Umlagerung durchgeführt werden, und zwar nach Plan alle 2 Stunden.


Ist dies nicht durchführbar, so sind gegebenenfalls Antidekubitusmatratzen zu verwenden. Werden Lagerungshilfen aufgrund von Schmerzen oder mangelnder Compliance nicht toleriert, so ist nach individuellen Lösungen zu suchen.


Hilfreich dazu auch unter diesem Link: die neuen Leitlinien EPUAP 2019.


Wenn Sie noch mehr dazu erfahren möchten sehen Sie sich mein Video aus dem Kurs bei Udemy.com zum Dekubitus und Dekubitusprophylaxe gerne an:




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Herzlich liebe Grüße

Ihre


Eva B. Mertens











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